23.03.2016

Ansprache von Ministerpräsident Stanislaw Tillich zur Eröffnung der Konferenz »Industrie 4.0 – Sachsen stellt sich auf« am 23.03.2016 in Dresden

- Es gilt das gesprochene Wort -

Wir alle kennen die Geschichte: Sachsen war im 19. Jahrhundert ein Pionier der industriellen Revolution, ein Kernland der Industrialisierung. Denken wir an die Textilindustrie und den Maschinenbau in Chemnitz, an die erste deutsche Ferneisenbahnverbindung zwischen der Handelsmetropole Leipzig und der Residenzstadt Dresden. In Sachsen wurden Maßstäbe gesetzt.

Seither ist viel Zeit vergangen. Das zwanzigste Jahrhundert war von großen politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen bestimmt. Aber in all dieser Zeit hat Sachsen seinen Ruf als Land der Erfinder und Ingenieure bewahren können. Und die große Begeisterung für Technik – manch einer bezeichnet es auch als Ingenieur-Gen – ist uns Sachsen erhalten geblieben. Darauf können wir aufbauen, wenn die sächsische Innovationskraft nicht nur in Museen, sondern auch in den Produkten der Zukunft stecken soll.

Zu Beginn meiner Amtszeit als Ministerpräsident wollten wir dabei sein, wenn das Auto zum zweiten Mal erfunden wird. Und es ist uns gelungen: Seit 2013 wird in Leipzig der BMW i3 gebaut, der für die Zukunft des Automobils steht. Heute wollen wir wieder die Chance nutzen, in Sachsen Taktgeber zu sein. Bei der vierten industriellen Revolution, wie die Entwicklung zur Industrie 4.0 auch genannt wird. Denn wir in Sachsen haben das Rüstzeug dazu. Alle industriellen Kompetenzen sind hier vorhanden. Ich denke da vor allem an den Maschinen- und Anlagenbau, die Elektrotechnik, die Automobiltechnik und natürlich an die Mikroelektronik und die Software-Branche.

Auch die Forschungs- und Wissenschaftslandschaft in Sachsen ist für Industrie 4.0 gut aufgestellt. Wir sind ein attraktiver Standort für kluge Köpfe – aus der ganzen Welt. An dieser Stelle ist mir eines besonders wichtig: Menschen aus anderen Ländern und von anderen Kontinenten, die hier leben und arbeiten, forschen und entwickeln, Unternehmen leiten und neu gründen, sind bei uns in Sachsen herzlich willkommen! Der Standort Sachsen wird nur dann eine Zukunft haben, wenn wir den Menschen aus aller Welt hier im Freistaat offen begegnen.

Bitte tragen auch Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, in Ihren Unternehmen und Institutionen weiter dazu bei!

Um mit der Industrie 4.0 Erfolg zu haben, ist Weltoffenheit eine wichtige Voraussetzung, aber auch die Offenheit für neue Ideen, für Vernetzung und Kooperationen. Dies gilt umso mehr, wenn man wie Sachsen von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt ist, die von Kooperationen besonders profitieren können. Deswegen habe ich heute zu dieser Konferenz eingeladen. Und ich freue mich, dass Sie alle heute hier sind. Wir machen Ihnen mit dieser Konferenz ein Angebot, sich zu informieren, auszutauschen, zu vernetzen, voneinander zu lernen und neue Ideen zu entwickeln. Nutzen Sie dieses Angebot!

Heute Vormittag stehen vier hochkarätige Vorträge auf dem Programm. Herr Professor Dr. Kagermann, Herr Professor Dr. Neugebauer, Herr Dr. Ploss und Herr Rauen – herzlichen Dank, dass Sie heute zu uns gekommen sind. Ich bin sehr gespannt auf Ihre Einblicke und Impulse zum Thema Industrie 4.0.

Mein besonderer Dank gilt auch den Akteuren in den vier Workshops heute Nachmittag, die interessante Aspekte und Praxisbeispiele rund um das Thema Industrie 4.0 behandeln werden.
Und ich freue mich, dass die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, und mein Kollege, Wirtschaftsminister Martin Dulig, an der Konferenz mitwirken werden.

Ob wir mit der Industrie 4.0 Erfolg haben werden, hängt letztlich von den Unternehmern, den Forschern und den Wissenschaftlern ab. Aber der Staat kann den Weg bereiten und die Grundlagen schaffen. Die Bundesregierung hat hier wichtige Impulse gesetzt. Dazu zählen die „Plattform Industrie 4.0“, die ein Partner der heutigen Veranstaltung ist, und das Kompetenzzentrum zur Digitalisierung des Mittelstandes, das in Chemnitz entsteht.

Auch für den Freistaat Sachsen ist es ein wichtiges Anliegen, den Digitalen Wandel zu gestalten. Wir haben dazu eine Strategie „Sachsen Digital“ entwickelt. Im Mittelpunkt der Strategie stehen fünf Ziele.
Wir wollen erstens die digitale Infrastruktur entwickeln und den Breitbandausbau in Sachsen forcieren – und ich weiß, dass wir hier noch schneller und besser werden müssen – zweitens die Informations- und Cybersicherheit gewährleisten, drittens Kompetenz und „Gute Arbeit“ im digitalen Zeitalter gestalten, viertens die digitale Innovationskraft stärken und fünftens die Digitalisierung der Verwaltung und öffentlicher Institutionen vorantreiben.

Um die digitale Innovationskraft zu beflügeln, haben wir eine Anregung aus der Branche aufgegriffen und vereinbart, in Sachsen ein Institut für angewandte Softwareforschung zu gründen.

Die Vorbereitungen dafür laufen. Wir sind im Gespräch mit potenziellen Partnern. Dieses Software-Institut auf den Weg zu bringen, ist mir persönlich ein wichtiges Anliegen. Es wird ein Gewinn für unseren Standort sein und unsere Kompetenzen außerhalb Sachsens noch stärker sichtbar machen.

Mit dem „5G-Lab“ an der TU Dresden ist uns das schon gelungen. Mit Unterstützung aus der Wirtschaft forschen mehrere hundert Wissenschaftler hier an dem schnellen mobilen Internet der Zukunft, das den Weg für die Industrie 4.0 bereiten wird.

Meine Damen und Herren, Sie sehen: im Standort Sachsen steckt jede Menge Potenzial. Aber unsere industrielle Erfolgsgeschichte können wir nicht allein, sondern nur gemeinsam fortschreiben.
Ich bin davon überzeugt, dass der Mittelstand in unserem Land nur dann an der Spitze bleiben kann, wenn wir die Herausforderungen von Industrie 4.0 meistern. Gelingt uns das nicht, bleibt uns vielleicht in Zukunft nicht einmal mehr die Rolle des Zulieferers. Deshalb meine herzliche Bitte: Nutzen Sie die heutige Konferenz, bringen Sie sich ein, knüpfen Sie Kontakte. Und nutzen Sie auch die Angebote der bestehenden Netzwerke und der Unternehmens- und Branchenverbände.

Ein herausragendes Netzwerk feiert heute übrigens seinen 15. Geburtstag: Silicon Saxony.
Es hat mittlerweile mehr als 300 Mitglieder aus Wirtschaft, Industrie, Forschung und Wissenschaft und zählt zu den größten und erfolgreichsten Branchennetzwerken in Europa. Auch wenn es heute Abend noch eine gesonderte Jubiläumsfeier geben wird, sage ich schon jetzt: Herzlichen Glückwunsch zum 15., Silicon Saxony!

Und damit wünsche ich Ihnen allen, meine sehr geehrten Damen und Herren, eine interessante und ertragreiche Konferenz.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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