07.12.2017

Ministerpräsident Tillich überreicht Bundesverdienstkreuz

Eine Gruppe von Menschen posiert in einem Saal für ein Foto.
Ministerpräsident Tillich verlieh den Bundesverdienstorden an elf Bürgerinnen und Bürger aus Sachsen. V.l.n.r.: Detlef Schneider, Prof. Dr. h. c. Reinhard Schmidt, Erhard Hoffmann, Gisela Müller Horst Bormann, Ministerpräsident Tillich, Dorota Monem, Kurt Weihe, Dr. Martin Jacob, Hans-Christoph Werneburg, Martin Gunkel, Erwin Killat.  
© Matthias Rietschel

Ministerpräsident Stanislaw Tillich überreichte elf Bürgerinnen und Bürger aus Sachsen stellvertretend für den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

»Es beeindruckt mich immer wieder, wie vielfältig, wie nah bei den Menschen, mit wie viel Überzeugung und Herzblut, und mit wie viel Mut und Willen Sie sich für andere einsetzen. Mir war es als Ministerpräsident immer wichtig, dieses Engagement sichtbar zu machen. Ich bin davon überzeugt, dass dies auch weiterhin zu den wichtigsten Aufgaben unserer Zeit gehört. Sie alle bringen sich mit Ihrem Engagement in außerordentlicher Weise ein. Mein Wunsch und meine Bitte an Sie ist: Bleiben Sie so engagiert. Denn Sie sind ein Vorbild für andere.«, sagte Tillich.

Bei der feierlichen Zeremonie in der Sächischen Staatskanzlei würdigte der Ministerpräsident das herausragende Engagement der Geehrten.

Als »Polizeipfarrer der ersten Stunde« machte sich der Gemeindepfarrer Hans-Christoph Werneburg verdient. Im Mittelpunkt seines Wirkens stand dabei stets das Wohl der Gesellschaft, der betroffenen Menschen und ihrer Angehörigen sowie Hinterbliebenen. Seit 1996 leistete er als einer der ersten evangelischen Polizeiseelsorger in der sächsischen Polizei Aufbauarbeit und das über viele Jahre. So unterstützte er Beamte in Extremsituationen, etwa während des Hochwassers 2002 im Freistaat Sachsen. Er kümmerte sich um Angehörige und Kollegen von Bediensteten, die zu Schaden gekommen waren oder sich in besonderen Gefährdungslagen befanden.

Mit der 2002 ins Leben gerufenen Notfallseelsorge gründete er zudem ein Netzwerk aus 18 Pfarrerinnen und Pfarrern, das die Rettungskräfte bei ihrer Arbeit begleitet und Menschen in akuten seelischen Notfällen beisteht. In Erinnerung an die Bediensteten der sächsischen Polizei und der Bundespolizeidirektion Pirna, die im Dienst ihr Leben verloren haben, organisiert er zudem seit 2009 ökumenische Gedenkgottesdienste.

Zwei Herren posieren für ein Foto. © Matthias Rietschel

Kurt Weihe setzt sich seit vielen Jahren für die Vertriebenenarbeit im Freistaat Sachsen ein. Vor 25 Jahren war er maßgeblich an der Gründung der Kreisgruppe des Bundes der Vertriebenen beteiligt und leistete aktive Vorstandsarbeit in der Landsmannschaft Ost-/Westpreußen Kreisverband Limbach-Oberfrohna. Er setzt sich mit hohem persönlichen Engagement für die Völkerverständigung und zeitgemäße Information insbesondere von Kindern und Jugendlichen ein.

Kurt Weihe, der 1944 als 9-Jähriger seine zerstörte Heimat Ostpreußen verlassen musste, vermittelt so als Zeitzeuge jungen Menschen die Geschichte der ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete und bringt ihnen die Integration der Vertriebenen in Sachsen nahe. Außerdem hat er zusammen mit der Gerhart-Hauptmann-Oberschule in Limbach-Oberfrohna einen Kinder- und Jugendaustausch mit dem Königsberger/Kaliningrader Gebiet ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt stehen dabei das Schicksal der Vertriebenen und Spätaussiedler sowie ihre Traditionen und Bräuche.

Zwei Herren posieren für ein Foto. © Matthias Rietschel

Über Jahrzehnte prägte Detlef Schneider die besondere Rolle des Chorgesangs in Leipzig und im sächsischen Kulturraum. Mit dem von ihm gegründeten Leipziger Chorverband e. V. und dem Chorverband Sachsen e. V. konnten die Bedürfnisse von Chören in unserer Gesellschaft besser wahrgenommen werden. Schon seit frühester Kindheit war er dem Chorgesang zugetan. Mit großer Leidenschaft betrieb Detlef Schneider so 60 Jahre lang aktiv Vokalmusik auf höchstem Niveau.

Seit 1998 hat er die Chormusik im Ehrenamt aktiv gefördert. In dem schwierigen Prozess des »Zusammenfindens« der sächsischen Chorszene von 1997 bis 2005 leistete er herausragende Verbandsarbeit, übernahm stets Verantwortung und war bei wichtigen Weichenstellungen und Entscheidungen immer zur Stelle. Unter seiner Leitung absolvierte zum Beispiel der Leipziger Universitätschor seine erste erfolgreiche USA-Tournee. Sein künstlerischer Anspruch setzte Maßstäbe für die Arbeit der Laienchöre im Freistaat. Über Jahrzehnte prägte er als Sänger und Dirigent, als Organisator und Manager das Chorleben in der Stadt Leipzig und in Sachsen.

Zwei Herren posieren für ein Foto. © Matthias Rietschel

Für seine herausragenden Verdienste um den Bergbau und besonders seinen Einsatz für den Wiederaufbau des Sächsischen Oberbergamtes, für sein großes Engagement für die Bergbauregion des Erzgebirges als Lebensmittelpunkt und auch als Wirtschaftsstandort sowie für sein Tun und Wirken zum Wohl der Stadt Freiberg und der dortigen TU Bergakademie wird Prof. Dr. h. c. Reinhard Schmidt gewürdigt. Es ist in entscheidendem Maße auch sein Verdienst, dass die Oberste Sächsische Bergbehörde, deren Präsident er von 1991 bis 2011 war, nach der Wiedervereinigung am historischen Standort wieder angesiedelt werden konnte. Zudem förderte er als Gründungs- und langjähriges Vorstandsmitglied des Geokompetenzzentrums Freiberg e. V. die Kommunikation und Vernetzung von Firmen, Institutionen, Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen im Sinne des traditionsreichen Bergbaus.

Auch die Entstehung des Weltforums der Ressourcenuniversitäten für Nachhaltigkeit an der TU Bergakademie Freiberg ist seiner Mitwirkung zu verdanken. Diese Leitidee, an der sich 100 Universitäten aus 56 Ländern beteiligen, führte zu weltweiter Anerkennung und Exzellenz der Bildungseinrichtung. Prof. Schmidt machte Freiberg und das Erzgebirge mit allen Facetten bekannt und wurde 2010 auch zum »Botschafter des Erzgebirges« ernannt.

Zwei Herren posieren für ein Foto. © Matthias Rietschel

Gisela Müller ist es in der sonst eher weniger wahrgenommenen Erzgebirgsstadt Frauenstein mit bescheidensten Mittel gelungen, dem Gottfried-Silbermann-Museum ein Profil in der sächsischen Museumslandschaft zu geben. In mehr als 30 Jahren, seit 1991 als Leiterin, erweiterte sie das Museum nicht nur um eine Abteilung zur Stadtgeschichte Frauensteins. Sie verschaffte dem Museum auch einen besonderen Nachbau einer Original-Silbermannorgel aus Etzdorf.

Seither ließen namhafte Organisten aus aller Welt anlässlich der Frauensteiner Orgeltage das Instrument erklingen. Mit regelmäßigen Konzerten, verschiedenen Veranstaltungen und in guter Zusammenarbeit mit der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft brachte Gisela Müller viele Besucher in die ländliche Region von Frauenstein – und machte das Gottfried-Silbermann-Museum zu etwas Besonderem. Heute zählt das Museum mit zu den besucherstarken Museen in Sachsen.

Ein Mann und eine Frau posierne für eine Foto. © Matthias Rietschel

Dorota Monem prägt seit vielen Jahren die Arbeit für und mit Migranten in Sachsen. Durch ihr langjähriges persönliches und ehrenamtliches Engagement in der Ausländer- und Integrationsarbeit in Leipzig und anderen Teilen des Freistaats hat sie sich verdient gemacht. So war sie zunächst als Sozialarbeiterin, später in verschiedenen Bereichen der Aussiedler- und Flüchtlingsberatung tätig. Dabei unterstützte sie beispielsweise Asylbewerber bei Alltags- und behördlichen Fragen und kümmerte sich insbesondere um die kleinen Neuankömmlinge.

Im Ehrenamt setzte sich Dorota Monem über viele Jahre für Familien u. a. aus dem ehemaligen Jugoslawien ein. Seit 1997 bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 2012 wirkte sie zudem als Beraterin im Bereich des Sozialen Diensts für Migranten des Caritasverbandes Leipzig e.V. Auch war sie stellvertretendes Mitglied des Sächsischen Flüchtlingsrates und ist bis heute eine wertvolle Brückenbauerin für das Programm »Integration und Sport«.

Ein Mann und eine Frau posieren für ein Foto. © Matthias Rietschel

Erwin Killat zählt zu den Persönlichkeiten, die die Entwicklung der Stadt Zwickau und der Region nachhaltig und über mehrere Jahrzehnte positiv beeinflusst haben. Besonders hervorzuheben sind seine Rolle während und nach der friedlichen Revolution sowie sein Engagement im Bündnis für Demokratie und Toleranz. Es war Erich Killat, der die ersten Friedensgebete und Demonstrationen für eine friedliche Wende in seiner Heimatstadt Zwickau organisierte. Als Mitbegründer des Landesverbandes Sachsen des NEUEN FORUM engagiert er sich bis heute in verschiedenen Vereinen und Initiativen.

Sein Einsatz gegen Rechtsradikalismus und Rassismus für Demokratie, Frieden und Gerechtigkeit setzt sich bis in die Gegenwart fort. Er ist bis heute u. a. Mitglied im Beirat des Bündnisses für Demokratie und Toleranz in der Zwickauer Region. Unter dem Dach »Bündnis gegen Rechts«, das er 1995 mit weiteren Initiatoren gründete, arbeiten heute rund 50 Mitglieder und Kooperationspartner erfolgreich zusammen.

Zwei Männer posieren für ein Foto. © Matthias Rietschel

Mehr als 50 Jahre hat sich Dr. Martin Jacob für den Flugmodellbau in einer Arbeitsgemeinschaft für Kinder und Jugendliche an der Dohnaer Marie-Curie-Oberschule engagiert und nahm mit ihnen jahrelang an deutschen und internationalen Flugmodellwettbewerben teil. Als Vorsitzender, AG-Leiter, Trainer und Wettbewerbsbetreuer war er mit großer Begeisterung für technische Fragen und Sensibilität im Umgang mit der Natur beispielgebend und als Vorbild für seine heranwachsenden Schützlinge dabei.

Kritisch setzte er sich zudem in herausragender Weise für eine bessere Umwelt in seiner Region ein. Verdient machte er sich darüber hinaus durch weitere soziale und gesellschaftliche Aktivitäten. Beispielsweise als einstiger Stadtrat von Dohna. Hier wirkte er etwa an der Neuausrichtung des Heimatmuseums und beschäftigte sich intensiv mit der Finanzierbarkeit der Kinderbetreuung und deren Auswirkungen auf die Eltern.

Zwei Herren posieren für ein Foto © Matthias Rietschel

Der seit 1953 durch einen Unfall mit Fundmunition erblindete Erhard Hoffmann wird für sein jahrzehntelanges Engagement für blinde Menschen geehrt. Mit seinem Wissen um die Bedürfnisse der Betroffenen setzt er sich für die Belange von Kriegsblinden und deren Hinterbliebenen ein, arbeitet an der Verbesserung der Lebensbedingungen von betroffenen Mitbürgerinnen und Mitbürgern im Alltag und für bestmögliche Unterstützungsleistungen. So war er zunächst stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen des Bundes der Kriegsblinden Deutschlands (BKD), seit 2004 dessen Vorsitzender.

Auch machte er sich für die Zusammenführung der Kriegsblindenverbände in Ost- und Westdeutschland unter dem Dach des Bundes der Kriegsblinden Deutschlands e. V. stark. Gleichzeitig war und ist Erhard Hoffmann im Bundesvorstand des BKD ein kompetenter Mitstreiter in den Bereichen Schwerbehindertenrecht und elektronische Hilfsmittel.

Zwei Herren posieren für ein Foto © Matthias Rietschel

Martin Gunkel hat sich bis ins hohe Alter in herausragender Weise auf sozialem und geistlich-kulturellem Gebiet verdient gemacht. Neben seiner aktiven Teilnahme an den Demonstrationen in Leipzig 1989 wurde er 1993 Vorsitzender des Trägervereins Caritas, Kinder- und Jugenddorf Leipzig-Markkleeberg e.V. Das Kinder- und Jugenddorf ist stetig gewachsen – und so fanden seit der Gründung bis heute über 100 junge Menschen ein Zuhause mit bestmöglicher Förderung ihrer Persönlichkeiten und Talente.

Als besondere Anerkennung seiner Leistung trägt das Gemeinschaftshaus der Jugendhilfeeinrichtung seit 2007 den Namen »Martin Gunkel Haus«. Darüber hinaus unterstützt Martin Gunkel seit vielen Jahren als Gemeindemitglied christliche Familien. So war er zum Beispiel maßgeblich an der Errichtung einer neuen Kirche für die gewachsene katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Markkleeberg um die Jahrtausendwende beteiligt.

Zwei Herren posieren für ein Foto. © Matthias Rietschel

Nach einer Krankheit im Säuglingsalter selbst gehörlos, engagiert sich Horst Bormann seit mehr als 50 Jahren leidenschaftlich als Pantomime für die Gehörlosenkultur – und ist damit selbst Vorbild für ein erfülltes Leben mit Behinderung. Mit seinen Pantomime-, Varieté- und Magie-Show-Programmen begeistert er Kinder und Jugendliche genauso wie Senioren. Besonders wichtig ist Bormann, Brücken zwischen Generationen, zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen zu bauen – und so ein tolerantes und verständnisvolles Miteinander zu schaffen.

Sein Engagement reicht zum Beispiel von der 1968 gegründeten »Pantomimengruppe Leipzig« bis hin zum international erfolgreichen Welt-Magie-Festival, das er zusammen mit dem gehörlosen Zauberer Edgar Schade entwickelte.

Zwei Herren posieren für ein Foto. © Matthias Rietschel

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung der Bundesrepublik. Er wird für besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verliehen.

Von Beginn an war es für Ministerpräsident Tillich wichtig, die Übergabe immer selbst und im Rahmen einer festlichen Veranstaltung vorzunehmen. In seiner Amtszeit hat er insgesamt 118 außergewöhnlich engagierte Sachsen mit dem Bundesverdienstorden und 132 mit dem Sächsischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Wie funktioniert das Vorschlagsrecht?

Jeder Bürger kann unter Angabe der Gründe verdienstvolle Personen für eine Ehrung mit dem Bundesverdienstorden anregen. Dazu wendet er sich an die Staatskanzlei des Landes, in dem der Vorgeschlagene seinen Wohnsitz hat. Lebt die Person im Ausland oder ist sie Ausländer, so ist das Auswärtige Amt für den Vorschlag zuständig.

Bei vorgeschlagenen Personen mit Wohnsitz in Sachsen wird im Anschluss ein Ordensprüfungsverfahren in der Sächsischen Staatskanzlei eingeleitet. Dabei soll die Ordenswürdigkeit der vorgeschlagenen Person festgestellt werden. Wird diese anerkannt, übt der Ministerpräsident gegenüber dem Bundespräsidenten sein Vorschlagsrecht aus.

Der Bundespräsident stützt seine Entscheidung auf die Prüfungsergebnisse der Bundesländer und nimmt Verleihungen nur im Konsens mit ihnen vor.

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