03.04.2017

Rede von Ministerpräsident Stanislaw Tillich anlässlich der Friedensnobelpreisträgerrede von Präsident a.D. Frederik Willem de Klerk am 3. April 2017 in der Frauenkirche

De Klerk sitzt und schreibt sich in das Gästebuch, Stanislaw Tillich steht links neben ihm.
Zu Beginn eines Gespräches mit Ministerpräsident Stanislaw Tillich am 3. April 2017 hat sich Friedensnobelpreisträger Frederik de Klerk in das Gästebuch des Freistaates Sachsen eingetragen. 
© Sächsische Staatskanzlei

Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat am 3. April 2017 anlässlich der Rede des Friedensnobelpreisträgers und ehemaligen Staatspräsidenten der Republik Südafrika, Frederik Willem de Klerk, zum Thema »Kulturelle, religiöse und ethnische Vielfalt in einer kleiner werdenden Welt bewahren: die zentrale Herausforderung für Frieden im 21. Jahrhundert« in der Frauenkirche Dresden eine Rede gehalten.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident de Klerk,
sehr geehrter Herr Bundesminister de Maizière,
sehr geehrter Herr Landesbischof Dr. Rentzing,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine sehr verehrten Damen und Herren!

Im Namen der Sächsischen Staatsregierung möchte ich Sie, sehr geehrter Herr Präsident de Klerk, noch einmal sehr herzlich hier in Sachsen willkommen heißen. Ihr Besuch ist für uns eine große Ehre und ich freue mich sehr, dass Sie uns heute Abend an Ihrem politischen Denken und Ihrer Erfahrung teilhaben lassen.

1989 war ein ganz besonderes Jahr in unserer Geschichte. Die Welt schaute hierher: auf den Osten Deutschlands. Wo Aufbruch und Veränderung in der Luft lagen, wo ein Ende des Kalten Krieges zum Greifen nahe schien. Wo die Menschen den Mut hatten, auf die Straßen zu gehen und für Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit einzustehen. Es waren Städte in Sachsen wie Plauen, Dresden und Leipzig, in denen diese Bewegung ihren Anfang nahm. Sie mündete in die Friedliche Revolution und schließlich in die Deutsche Einheit, die zu den glücklichsten Stunden unserer Geschichte gehört.

In dieser außergewöhnlichen Zeit, in den Jahren 1989 und 1990, schaute die Welt aber auch nach Südafrika. Dort war im Laufe der achtziger Jahre immer deutlicher geworden, dass es in dem Land Veränderungen geben musste und das System der Apartheid keine Zukunft mehr haben würde.

Sie, sehr geehrter Herr de Klerk, hatten dies erkannt, als Sie 1989 Präsident Südafrikas wurden. Und Sie hatten den Mut, selbst voranzugehen und den Wandel einzuleiten, der Ihr Land in eine bessere Zukunft führen sollte. Ihre Rede im Parlament im Februar 1990, in der sie weitreichende politische Reformen ankündigten, markierte eine Zeitenwende.

Es sollte ein langer Weg voller Herausforderungen werden. Und es war eine große politische Aufgabe mit großen Ungewissheiten. Manch einer fragte sich, ob ein friedliches Miteinander nach der langen, konfliktreichen Geschichte überhaupt möglich sein würde.

Die Antwort gaben Sie, sehr geehrter Herr de Klerk, gemeinsam mit Nelson Mandela, der später Ihr Nachfolger als Präsident werden sollte. Sie setzten auf die Kraft der Versöhnung und des Ausgleichs. Dass Sie diesen Weg gegangen sind und Ihr Land in eine neue, eine bessere Zukunft geführt haben, ist eine außergewöhnliche politische Leistung, für die Sie 1993 mit dem Friedensnobelpreisausgezeichnet wurden.

Ein Jahr später brachten die ersten demokratischen Wahlen tatsächlich ein Ende der Gewalt und ebneten den Weg für ein friedliches Miteinander.

Das macht deutlich, wie groß die Kraft der Versöhnung und des Ausgleichs, der Freiheit und der Demokratie wirklich sind. Daran sollten wir uns immer erinnern, wenn wir heute und in Zukunft mit Krisen und Konflikten umgehen. Und darauf sollten wir bauen, wenn wir uns auf dem Wege der internationalen Zusammenarbeit weltweit für die Menschenrechte einsetzen.

Und auch wenn wir unser Zusammenleben hier in Deutschland und Europa gestalten, sollten uns stets Respekt, Toleranz und Offenheit leiten – ganz gleich, welche Hautfarbe ein Mensch hat, aus welcher Kultur er kommt oder welcher Religion er angehört.

Sehr geehrter Herr de Klerk,

unsere beiden Länder verbindet die Zeit des Wandels in den Jahren 1989 und 1990. Die Entwicklung Ihres Landes verfolgen wir damals wie heute mit großem Interesse. Wir waren beeindruckt davon, wie sich Südafrika bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 als modernes, vielfältiges und gastfreundliches Land gezeigt hat. Natürlich steht Südafrika auch heute noch vor Herausforderungen. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir Europäer auf dem Wege der internationalen Zusammenarbeit und der wirtschaftlichen Kooperation dazu beitragen können, diese Herausforderungen zu bewältigen.

Insofern passt es gut, dass der Wirtschaftsminister des Freistaates Sachsen morgen mit einer Delegation aus sächsischen Unternehmern nach Südafrika reisen wird.

Sehr geehrter Herr de Klerk,

für Ihren heutigen Besuch und für Ihr engagiertes Wirken danke ich Ihnen sehr herzlich und freue mich auf Ihre Rede!

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