11.09.2018

Kretschmer überreicht Verdienstorden des Freistaates Sachsen

Männer und Frauen stehen in einer Gruppe für ein Foto zusammen.
Ministerpräsident Michael Kretschmer (Bildmitte) steht gemeinsam mit den Verdienstordensträgern im Residenzschloss Dresden. 
© Matthias Rietschel

17 Bürgerinnen und Bürger erhalten höchste staatliche Auszeichnung des Freistaates

Ministerpräsident Michael Kretschmer überreicht in der Fürstengalerie des Residenzschlosses Dresden 17 Bürgerinnen und Bürgern den Verdienstorden des Freistaates Sachsen. Mit dieser Auszeichnung ehrt der Freistaat Menschen, die sich im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen oder ehrenamtlichen Bereich in herausragendem Maße engagiert haben.

»Es freut mich sehr, diese Ehrung vornehmen zu dürfen«, sagte Kretschmer vorab. »Bei den zu Ehrenden handelt es sich um Bürgerinnen und Bürger, die dem Freistaat in besonderer Weise verbunden sind. Und die sich mit bewundernswertem Engagement um Sachsen und die Menschen, die hier leben, verdient gemacht haben. Sie stehen stellvertretend auch für all jene, die sich mit Herz und ihrer ganzen Persönlichkeit für unser demokratisches Gemeinwesen einsetzen.«

Bei dem Sächsischen Verdienstorden handelt es sich um die höchste staatliche Auszeichnung des Freistaates.

Der Sächsische Verdienstorden wurde 1996 gestiftet und erstmals am 27. Oktober 1997 verliehen. Ihn können in- und ausländische Persönlichkeiten erhalten, die sich um den Freistaat Sachsen und seine Bevölkerung besonders verdient gemacht haben. Außerordentliche Leistungen, insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Bereich sowie auf dem Gebiet der Umwelt sind Kriterien für eine Verleihung. Insgesamt darf die Zahl der lebenden Ordensträger 500 nicht überschreiten. Bisher wurde der Sächsische Verdienstorden 301 Mal verliehen.

Ausgezeichnet wurden im Einzelnen:

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Orden. © Matthias Rietschel

Prof. em. Dr. Felix Kolmer, Prag, Tschechische Republik

Felix Kolmer (96) überlebte wie ein Wunder das Vernichtungslager Auschwitz - als einer von ganz wenigen. Er selbst sagt: »…dank seiner positiven Lebenseinstellung…«.

Der gelernte Tischler und Physikprofessor mit dem Spezialgebiet Akustik engagierte sich zeit seines Lebens für die Wiedergutmachung des Leidensweges von Holocaustüberlebenden und Hinterbliebenen. Er war u. a. Vorsitzender des Bundesverbandes Information und Beratung für NS-Verfolgte e. V., stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Prag und Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees. Für die tschechische Seite arbeitete er am Deutsch-Tschechischen Vertrag mit, der 1992 ratifiziert werden konnte.

Gemeinsam mit den Sudentendeutschen Landsmannschaften hat er einen beherzten wie inhaltlich großen Beitrag zur Aussöhnung und Wiedergutmachung zwischen Deutschen und Tschechen nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute geleistet. Ein friedliches Miteinander der Völker Europas ist sein Herzensanliegen.

Trotz seines hohen Alters wird er nicht müde, in Schulen vor jungen Leuten aufzutreten. Eloquent und glaubhaft berichtet er von seinen furchtbaren Erfahrungen –  und zwar in Deutschland und Sachsen wesentlich häufiger als in Tschechien. Aber es sind nicht nur die Schulen, in denen er gegen das Vergessen und für eine Erinnerungskultur wirbt. Es sind gerade auch Orte, in denen Neonazis verstärkt versuchen, sich auszubreiten und rechtes Gedankengut zu verbreiten. Dorthin wird er von Bürgermeistern oder der Gesellschaft für politische Bildung eingeladen, um Vorträge zu halten und von seinen Erlebnissen zu berichten.

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Orden. © Matthias Rietschel

Rolf Isaacsohn, Leipzig

Als Fünfjähriger erlebte Rolf Isaacsohn (85) die Pogrom-Nacht in Leipzig. Er und sein Vater wurden im Februar 1945 mit dem letzte Transport Leipziger jüdischer Bürger in das Ghetto und Vernichtungslager Theresienstadt deportiert. Beide überlebten das Lager und konnten im Mai 1945 in ihre Heimatstadt zurückkehren.

Seit Jahrzehnten vermittelt der Holocaustüberlebende sein Wissen und seine Erfahrungen aus der leidvollen Geschichte des Nationalsozialismus und den Jahrzehnten danach an die jungen Generationen. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde aufgrund der Zuwanderung osteuropäischer Gemeindemitglieder die jüdische Gemeinde beständig größer. Und so übernahm der gelernte Elektroinstallateur in den Gremien der Gemeinde als Geschäftsführer und späterer Vorsitzender des Gemeindevorstandes sowie als Mitglied des Präsidiums des Landesverbandes Sachsen Verantwortung. Großen Anteil hatte Isaacsohn an der Wiederentstehung des ehemaligen jüdischen Altenheims der Ariowitsch Stiftung. Seit 2009 ist das »Ariowitsch-Haus« Kultur- und Begegnungszentrum der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig.

Gefragt und wertgeschätzt ist er auch als Gesprächspartner für Rundfunk und Fernsehen. Mahnend und unmissverständlich tritt er den wieder erstarkenden antisemitischen Stimmungen und Tendenzen entgegen.

Ein Mann überreicht einer Frau einen Orden. © Matthias Rietschel

Prof. Angelika Meeth-Milbradt, Dresden

Angelika Meeth-Milbradt (73) hat sich in herausragender Weise für soziale und karitative Projekte in Sachsen engagiert.

1992 folgte die Mutter von zwei Söhnen ihrem Mann, dem damaligen sächsischen Finanzminister und späteren Ministerpräsidenten Georg Milbradt, nach Dresden. An der Hochschule für Wirtschaft und Technik in Dresden lehrte sie seit 1994 das Fach Statistik und Ökonometrie.

Aufgrund des Jahrhunderthochwasser im August 2002 nahm die gebürtige Ostpreußin eine längere Beurlaubung von ihrer Lehrtätigkeit in Anspruch. Hoch engagiert gründete sie gemeinsam mit motivierten hilfsbereiten Bürgern den Verein »Sachsen helfen e. V.« mit dem Ziel, die in einem noch nie gekannten Ausmaß eingehenden Spendengelder und Hilfsangebote in einer Datenbank zu erfassen, zu koordinieren und  zu verteilen, um die Not zu lindern und den Wiederaufbau nach der Katastrophe schnell in Gang zu bringen. 

Beherzt und ideenreich unterstützte sie zudem über 20 Jahre den Sonnenstrahl e. V., davon 15 Jahre als Schirmherrin, um Familien mit an Krebs erkrankten Kindern zu helfen.

Angelika Meeth-Milbradt leistete immer gerade dort Hilfe, wo die Sorgen und Nöte der Menschen am größten waren.

Ein Mann überreicht einer Frau einen Orden. © Matthias Rietschel

Gabriele Schönekerl, Triebel

Für Dipl.-med. Gabriele Schönekerl (67) ist Ärztin nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Sie steht ihren Patienten bei Bedarf auch am Wochenende und außerhalb der Sprechstunde mit viel Einfühlungsvermögen zur Verfügung. Seit mehr als 30 Jahren ist sie – nunmehr auch weit über den regulären Eintritt in ins Rentenalter hinaus – als äußerst engagierte Hausärztin in ihrer Landarztpraxis für die Patienten in Triebel und Umgebung tätig und leistet einen maßgeblichen Anteil zur Sicherstellung der landärztlichen Versorgung.

Kein Weg ist ihr zu lang für Hausbesuche zur Betreuung von zumeist älteren Menschen. Auch die Bewohner vom Behindertenwohnheim werden von ihr ärztlich bestens versorgt.

Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass in Triebel und dem Nachbarort Bobenneukirchen physiotherapeutische Praxen eingerichtet wurden, wodurch die Landbevölkerung mit kurzen Anfahrtswegen behandelt werden kann.

Darüber hinaus engagiert sie sich ehrenamtlich im Verein für Gemeindediakonie Triebel/Vogtland e.V. und im Förderverein Wehrkirche Triebel.

Gabriele Schönekerls soziales Wirken ist ein besonders herauszuhebendes Beispiel für ein bemerkenswertes Engagement  als Ärztin auf dem Lande.

Ein Mann überreicht einer Frau einen Orden. © Matthias Rietschel

Elisabeth Schwerin, Mittweida

Elisabeth Schwerin (52) leistet mit ihrem weitreichenden ehrenamtlichen Engagement einen herausragenden Beitrag auf sozialkulturellem und politischem Gebiet für die Menschen in der Region Mittelsachsen.

Die studierte Diplomingenieurin  für Biomedizintechnik engagiert sich seit den 1990er Jahren in Projekten der Seniorenarbeit und der Mutter-Kind-Betreuung. Zur Vermeidung sozialer Isolation im ländlichen Raum gelang es ihr, ein neues Miteinander zwischen den Generationen zu schaffen. Mit dem Müllerhof e. V. in Mittweida hat das Mitglied des Kreistages Mittelsachsen einen Ort errichtet, der Anlaufstelle für die Bürger der Region für soziale, familiäre und arbeitsrechtliche Fragen und Sorgen ist und zugleich neue Wege  erschließen hilft.

Angebote wie das internationale Workcamp für Jugendliche, die die Region Mittelsachen kennenlernen wollen, bereichern das kulturelle Leben der Region ebenso wie das Theaterprojekt »Septum Muliers«, das mit Laiendarstellerinnen auf das Wirken von evangelischen Frauen in der Reformationszeit aufmerksam macht oder das Projekt  »Umbrüche – Steh-Auf-Geschichten über Männer und Frauen aus Mittelsachsen«, das sich den Lebensgeschichten von Menschen aus der Region nach der politischen Wende widmet.

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Orden. © Matthias Rietschel

Jósef Tarniowy, Źary, Wojewodschaft Lubuskie, Republik Polen

Jósef Tarniowy (66) ist Direktor des Kreisarbeitsamtes Źary. Gemeinsam mit dem deutschen Partner-Arbeitsamt entwickelte er Anfang der 1990er Jahre ein innovatives Projekt gegen Jugendarbeitslosigkeit mit dem Ziel Fachkräfte für Landschaftspflege und Gestaltung auszubilden. Auch diese Initiative trug dazu bei, dass der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau sich zu einem ganz besonderen Arreal entwickeln konnte. Die erfolgreiche Gestaltung und das Engagement für den Park überzeugte schließlich auch die UNESCO. Seit 2004 steht er auf der Welterbe-Liste.

Dank seines weit über seine berufliche Verantwortung hinausgehenden persönlichen Einsatzes konnte die von den Arbeitsamtsbehörden beider Länder getragene und mitfinanzierte Maßnahme für durchschnittlich 20 Jugendliche an der damals noch bestehenden EU-Außengrenze auf fruchtbaren Boden fallen. Ein großer Erfolg dieser Jugendbeschäftigungsmaßnahme »Arbeiten und Lernen über Grenzen« ist die bis heute noch bestehende Festanstellung von Parkpersonal.

Es ist das Verdienst von Jósef Tarniowy, dass mithilfe dieser gemeinsamen sächsisch-polnischen Zusammenarbeit ein auf fachlich fundiertem Wissen rekultivierter und restaurierter Fürst-Pückler-Park wieder entstehen konnte. Touristen aus aller Welt genießen heute dieses einzigartige Kulturdenkmal an der sächsisch-polnischen Grenze im Herzen  Europas.

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Orden. © Matthias Rietschel

Mariusz Czuba, Otwock, Wojewodschaft Mazowieckie, Republik Polen

Der Kunsthistoriker Marius Czuba (49) ist Vizedirektor des Nationalen Instituts für Kulturelles Erbe der Republik Polen. Unter seine Obhut fällt auch die Pflege, Restaurierung und Entwicklung des polnischen Teils der UNESCO-Welterbe-Stätte Muskauer Park. Seit 2008 hat er den offiziellen Sitz der Republik Polen im Stiftungsrat der »Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau« inne.

Dank seiner integren Persönlichkeit, seines hohen fachlichen Könnens und seiner konstruktiven gestalterischen Ideen entstanden kontinuierliche und fachlich vertrauensvolle Kooperationen mit den Partnern auf deutscher und polnischer Seite zum Gedeihen dieses europäischen Kulturdenkmals. Es ist sein besonderes Verdienst, dass die immer weiter vorangehenden Restaurierungsfortschritte im östlichen wie westlichen Teil des Parks als Symbol für das freundschaftliche Verhältnis zwischen den Menschen in Polen und Sachsen steht.

Heute genießt der Park eine immense grenzüberschreitende touristische Aufwertung und macht Sachsen und Polen um ein herausragendes Kulturobjekt reicher.

Ein Mann überreicht einen anderen Mann einen Orden. © Matthias Rietschel

Prof. Dr. Karl Mannsfeld, Dresden

Karl Mannsfeld (79) verkörpert den Wissenschaftler, Bildungspolitiker, Umwelt- und Naturschützer in einer Person.

Der promovierte und habilitierte Geograph stellt sich mit seinem Wissen und Können ganz in den Dienst der Natur- und Landschaftslehre. In seinem Fachgebiet, dem er sich seit über 40 Jahren auch im Ehrenamt widmet, bedeutet das den Einsatz für eine ausgewogene und vorsorgende Umwelt- und Landschaftspolitik und daraus resultierend ein entsprechendes Umweltmanagement. Der Vater von vier Kindern, Abgeordnete im Sächsischen Landtag (1990-2004 und 2005-2009) und ehemalige Staatsminister für Kultus sowie stellvertretende Ministerpräsident (2002-2004) erwarb sich nach der Wiedergründung des Freistaates Sachsen besondere Verdienste bei der Ausarbeitung der Sächsischen Landesverfassung sowie umweltpolitischer Landesgesetze.

Jungen Menschen die Bedeutung von Umwelt- und Naturschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt nahe zu bringen, ist dem stellvertretenden Vorsitzenden des Landesvereins sächsischer Heimatschutz e. V. und Vorsitzenden des Fachbereichs Naturschutz und Landschaftsgestaltung das wohl wichtigste Anliegen seines nachhaltigen Wirkens.

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Orden. © Matthias Rietschel

Prof. Dr. Wieland Huttner, Dresden

Das 20-jährige verdienstvolle Wirken von Prof. Wieland Huttner (68) als einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) hat maßgeblich zur erfolgreichen Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Dresden und Sachsen beigetragen. Er hat sich als herausragender Wissenschaftler, erfolgreicher Wissenschaftsmanager und internationaler Netzwerker verdient gemacht.

Im Fokus des Zellbiologen und Neurowissenschaftlers steht die Verbindung von molekularer Zellbiologie und Entwicklungsneurobiologie. Für seine bahnbrechende Forschung wie die Entdeckung von Genen, welche die Anzahl von Neuronen im menschlichen Gehirn regulieren, sowie seine Beiträge zur Erklärung der im Vergleich zu anderen Primaten außerordentlichen Größe des menschlichen Gehirns, genießt er internationale Achtung.

Prof. Huttner kommen große Verdienste in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu. Auf seine Initiative gründete die MPG eine der deutschlandweit ersten »International Max Planck Research School« in Dresden.

Dem großen Engagement der MPI in Dresden und Prof. Huttner ist es zu verdanken, dass die TU Dresden in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder so erfolgreich ist. Vielfältige Kooperationen mit der TU Dresden sind entstanden, inklusive der gemeinsamen Ausbildung von Doktoranden. Auch bei der Zusammenarbeit im Rahmen von DRESDEN-concept – einem Verbund der TU Dresden mit Partnern aus Wissenschaft und Kultur mit dem Ziel, die Exzellenz der Dresdener Forschung sichtbar zu machen – kommt ihm eine zentrale Rolle zu.

© Matthias Rietschel

Prof. Dr. Dr. h.c. Angela D. Friederici, Leipzig

Prof. Angela D. Friederici (66), Gründungsdirektorin und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, leistet auf den Gebieten der Psychologie, Linguistik und Medizin eine herausragende interdisziplinäre Forschungsarbeit. Die Linguistin, Psychologin und Hirnforscherin hat dazu beigetragen, dass die Institution heute eine von Weltrang ist. Dafür genießt sie nationale und internationale Achtung.

Mit ihrer mehr als 20jährigen herausragenden wissenschaftlichen Arbeit auf dem Gebiet der Neuropsychologie, insbesondere der Verarbeitung von Informationen, die das Gehirn bzw. Nervensystem durch die Sprache und den Spracherwerb erhält, hat sie wegweisende Beiträge geleistet. Sie entwickelte gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, einen Frühtest zur Diagnose der Lese-Rechtschreibschwäche.

Ihr herausragender Einsatz für Wissenschaft und Forschung dient dem Wohl der Menschen und trägt ganz wesentlich zum hohen Ansehen des Wissenschafts- und Forschungsstandortes Leipzig und Sachsen bei.

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Ordner. © Matthias Rietschel

Hans-Jürgen Müller, Stützengrün

Hans-Jürgen Müller (76) hat sich herausragende Verdienste um den Erhalt und den Ausbau des traditionsreichen Familienunternehmens Hans-Jürgen Müller & Co. KG und sein ehrenamtliches Wirken für seine  Mitmenschen in der strukturschwachen Region des Erzgebirges erworben.

1945 gründete sein Vater den kleinen Handwerksbetrieb »Mühle«, der Bürsten und später auch Rasierpinsel herstellte. 1965 übernahm Hans-Jürgen Müller die Firma mit inzwischen ca. 50 Beschäftigten. 1972 kam die Zwangsverstaatlichung, 1990 die Reprivatisierung an den gelernten Bürstenmacher und Maschinenbauingenieur. Eine schwere Zeit begann, weil das Produkt nicht mehr gefragt war und die wirtschaftlichen Beziehungen nach Osteuropa zusammenbrachen. Neue Strategien und innovative Ideen des Firmeninhabers ermöglichten einen erfolgreichen Neustart. Heute führen die beiden Söhne die Geschäfte. Ergänzt wird der Firmenstandort durch ein historisches Museum in einem Friseursalon der 1930er Jahre, in dem über 2.000 Erzeugnisse aus 200 Jahren Rasierkultur zu sehen sind.

Weitsichtig ist auch die seit Jahren bestehende Kooperation des Unternehmens mit der regionalen Oberschule als Praxispartner zur Gewinnung von Fachkräften. Das Unternehmen unterstützt zudem die örtliche Kindertagesstätte bei Festen und Bauprojekten und sponsert verschiedene Sportvereine. Hans-Jürgen Müller ist aktives Mitglied im Posaunenchor der Landeskirchlichen Gemeinschaft und Wanderführer zur Geschichte des Erzbergbaus unter dem Dach des Naturschutzbundes.

Ein Mann überreicht einer Frau einen Orden. © Matthias Rietschel

Iris Kloppich, Grumbach

Iris Kloppich (65) setzte und setzt sich in herausragender Weise seit drei Jahrzehnten als leitende Funktionärin und Vorsitzende des DGB–Bezirks Sachsen für die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein. Zudem war sie Vorsitzende des Verwaltungsrates der Allgemeinen Ortskrankenkasse für Sachsen und Thüringen – AOK Plus.

Der hoch engagierte Einsatz der zweifachen Mutter, ihr Denken und Handeln galt über all die Jahre dem hohen Gut der Demokratie und Mitbestimmung in Gesellschaft und Politik. Stets war und ist sie kämpferisch, um sich für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten einzusetzen. Wichtig sind ihr dabei die Themen »Gute Arbeit« in Sachsen, Tarifbindung und Abschaffung des Niedriglohnsektors. Das Wohl einer aufgeklärten und friedlichen Gesellschaft, insbesondere die Jugend- und Erwachsenenbildung mit klaren Bekenntnissen für die Demokratie und gegen jegliches rechtes und rassistisches Gedankengut, sind ihr ein Herzensanliegen.

Beratend und integrierend wirkt die Diplomphilosophin und Historikerin bei der Entwicklung von Fachkräftestrategien für die sich neu ausrichtende Arbeitswelt aufgrund neuer digitaler Technologien. Dank ihrer vermittelnden Art genießt sie parteien- und interessenübergreifend eine hohe Wertschätzung.

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Orden. © Matthias Rietschel

Wolfgang Uhlmann, Dresden

Für die Verdienste um den Schachsport auf nationalem und internationalem Parkett und für sein Engagement in der Nachwuchsförderung wird der Dresdner Bürger und Großmeister im Schach, Wolfgang Uhlmann (83), geehrt.

Als 10jähriger fand er Zugang zum Schachsport. Seit Mitte der 50-er Jahre war er die Nummer Eins des Schachsports in der DDR. 1959 verlieh ihm der Weltschachbund FIDE den Großmeistertitel. Von 1956 bis 1988 nahm er an elf Schacholympiaden teil.

Uhlmann ist eine lebende Schachlegende und hat das Spiel in beiden Teilen Deutschlands über Generationen entscheidend mitgeprägt. Er ist überdies Buchautor und Publizist über das Schachspiel sowie gefragter Experte für zahlreiche Schachzeitschriften.

Er organisierte internationale Schachgroßveranstaltungen wie die Schacholympiade in Dresden im Jahr 2008. Als Botschafter warb er für das weltweit wahrgenommene Großereignis und seine Heimatstadt.

Als Übungsleiter, Trainer, Mentor und Vorbild setzt er sich bis heute für die besondere Förderung von Nachwuchstalenten ein. Viele Ausnahmetalente bereiteten sich unter seiner Anleitung auf Jugend-, Welt- und Europameisterschaften vor und sind heute fester Bestandteil einer Bundesligamannschaft, internationale Meister oder auf dem Weg dahin.

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Orden. © Matthias Rietschel

Volker Wulff, Hagen

In mehr als 20 Jahren hat sich der Landwirt, Agrarwissenschaftler und Unternehmer Volker Wulff (61) herausragende Verdienste um das Turnier PARTNER PFERD auf dem Messegelände in Leipzig erworben. Als Turnierleiter hat er die Veranstaltung zu einer Institution im nationalen und internationalen Pferdesport entwickelt, die aus dem Veranstaltungskalender Sachsens nicht mehr wegzudenken ist. Im Jahr 2011 gelang ihm in Leipzig eine Weltpremiere, denn es fanden erstmals drei Weltcup-Finale im Rahmen der PARTNER PFERD statt. Internationaler Weltklassesport, erstklassige Veranstaltungen und eine Messe mit über 250 Ausstellern sowie jährliche Zuschauerrekorde sind das Resultat. Davon profitieren in besonderem Maße die Messestadt Leipzig, der Tourismus und der Dienstleistungssektor.

Volker Wulff unterstützt professionell wie ehrenamtlich eine Vielzahl weiterer Aktionen im Pferdesport. So übernahm er die Leitung und Ausrichtung des Deutschen Spring- und Dressur-Derby in Hamburg und sicherte mit außerordentlich großem Einsatz den Erhalt des schwierigsten Parcours der Welt.

Sein bundesweites ehrenamtliches Engagement für das allgemeine Wohl, insbesondere für Kinder in den Bereichen außerschulische Bildung und Pferdesport als Stiftungsmitglied von »Leipzig hilft Kindern« und Gründungsmitglied des »Pferde für unsere Kinder e. V.« sowie Unterstützer verschiedener sozialer Kinderprojekte ist außerordentlich.

Ein Mann überreicht einer Frau einen Orden. © Matthias Rietschel

Friederike Kübler, Berlin

Das ehrenamtliche Wirken von Friederike Kübler (71) sowohl im sozialen als auch im kulturellen Bereich ist herausragend. Die gelernte Floristin und Buchhändlerin hat sich für die Gohrischer Schostakowitsch-Tage und damit für die Region eingesetzt. Das Musikfestival setzt deutschlandweit kulturelle Akzente und etabliert sich als ein Musikereignis internationalen Ranges.

In der Dresdner Kulturszene bestens vernetzt, beeinflusste sie als Vorstandsvorsitzende des Schostakowitsch Vereins die Geschicke des Festivals. Sie führte Menschen aus Ost und West, verschiedener Generationen und unterschiedlichster Biografien zusammen. Dabei stellte sie das Gemeinsame über das Trennende. Heute ist sie als Ehrenvorsitzende eng mit dem Festival verbunden.

Sozial engagiert, gründete Friederike Kübler den Verein Aufwind e.V., welcher sich für die Verbesserung der Alltags- und Lernbedingungen Dresdner Kinder und Jugendlicher aus sozial schwachen Verhältnissen einsetzt.

Ihr Wirken im sozialen und kulturellen Bereich hat in Sachsen nachhaltige Spuren hinterlassen.

Ein Mann überreicht einer Frau einen Orden. © Matthias Rietschel

Felicitas Loewe, Dresden

Felicitas Loewe (59) setzt sich seit fast zwei Jahrzehnten als Intendantin der Dresdner Bühne  »theater junge generation« (tjg) für die Kultur und kulturelle Bildung in Sachsen ein. Ihr Wirken für die Menschen im Freistaat  und den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land ist generationsübergreifend.

Unter ihrer Intendanz entwickelte das tjg neue Formate wie das »Theater für die Allerkleinsten« als Begegnung von Kunst und Schauspiel für Kinder ab zwei Jahren oder die Theaterakademie für Jugendliche. Das tjg hat sich damit sowohl national als auch international einen Namen gemacht.

Die Theaterwissenschaftlerin entwickelte das Haus - eines der bedeutendsten Kinder- und Jugendtheater der Bundesrepublik – dabei zu einem kompetenten und geachteten Partner für Erzieher und Lehrer. So fand unter ihrer Leitung im vorigen Jahr das Kinder- und Jugendtheaterfestival im Osten Deutschlands »Wildwechsel 2017« am tjg statt.

Ihr ist es stets ein Anliegen, jungen Menschen durch die altersgerechte Inszenierung wichtiger gesellschaftlicher Themen eine kritische und selbstbewusste Haltung zu vermitteln und die Auseinandersetzung mit diesen Fragen zu fördern.

Ein Mann überreicht einem anderen Mann einen Orden. © Matthias Rietschel

Reinhard Seeliger, Görlitz

Kirchenmusikdirektor Reinhard Seeliger (58) hat sich in außergewöhnlichem Maße für die Kirchenmusik in Görlitz engagiert. Als Direktor der ehemaligen Hochschule für Kirchenmusik und seit nunmehr zwei Jahrzehnten als Leiter des Bachchors prägte und prägt er maßgeblich die Kirchenmusikkultur im ostdeutschen Raum.

Mit seinem Wirken um die Wiedererrichtung der Sonnenorgel – die Attraktion der Görlitzer Peterskirche – hat er sich Anerkennung weit über die Neißestadt hinaus erworben. Als Spiritus rector des Projektes Sonnenorgel e. V. bewirkte er eine weltweite Ausstrahlung. Viele Benefizkonzerte unter seiner Leitung, der 1998 eingerichtete »orgel • punkt 12« sowie zahlreiche Orgelführungen, waren erforderlich bis die berühmten »Sonnen« wieder erklingen konnten.

Seeliger setzt sich zugleich für die Restaurierung von Orgeln im polnischen Schlesien ein. Er trägt damit zum Erhalt der Orgellandschaft im Nachbarland bei. Auch als Orgelsachverständiger dient er dem Kulturgut Orgel im schlesischen und sächsischen Raum.

Unter seiner Leitung fand der erste Auftritt des Görlitzer Bachchores in Breslau statt, dem Sänger aus Polen und Deutschland angehörten.

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