01.01.2021

Neujahrsansprache des sächsischen Ministerpräsidenten

Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Sachsen,

Glück auf zum neuen Jahr mit Bildern aus Chemnitz.

Mitten in der Corona-Pandemie gab es für den Freistaat Sachsen eine wirklich sehr erfreuliche Nachricht: Chemnitz wird im Jahr 2025 Kulturhauptstadt Europas. Das ist eine großartige Chance für diese faszinierende, moderne und vielfältige Stadt - und für ganz Sachsen. Ein Hoffnungsschimmer in sonst schwerer Zeit.

Das Jahr 2020 ist anders verlaufen, als wir es uns gedacht haben. Die Corona-Pandemie hat vielen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. In den Krankenhäusern arbeiten heute Ärztinnen und Ärzte, Schwestern und Pfleger an ihrer Belastungsgrenze.

Ich habe viele Intensivstationen besucht. An den Türen kann man die Namen der Patienten lesen und durch die Fenster die Frauen und Männer an den Beatmungsgeräten erkennen. Sie alle wollen leben. Sie wollen erleben, wie die Enkel in die Schule kommen und bei der Hochzeit ihrer Kinder dabei sein oder einfach nur im kommenden Jahr wieder im Garten sitzen und die Blumen blühen sehen.

Nach diesen Besuchen habe ich lange Zeit keine Ruhe gefunden. Für mich ist vollkommen klar: Lockerungen kann es nur geben, wenn die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern abgenommen hat. Und wenn in den Gesundheitsämtern die Kontaktnachverfolgung wieder gewährleistet werden kann.

Es mutet fast schon übermenschlich an, wie die Frauen und Männer seit zehn Monaten mit der Flut der Corona-Fälle und der noch größeren Anzahl an Kontaktpersonen umgehen. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen und schließe in diesen Dank die vielen Kameraden der Bundeswehr und die Landesbediensteten ein.

Jetzt im neuen Jahr gibt es Grund zur Hoffnung. Der erste Impfstoff ist zugelassen und weitere sollen folgen. In Sachsen konnten die ersten Menschen geimpft werden. Damit nehmen wir dem Virus die Möglichkeit, sich ungehindert auszubreiten. Und schützen somit nicht nur uns selbst, sondern auch andere. Deshalb meine Bitte an Sie: Lassen Sie sich impfen, sobald es möglich ist. Jede Impfung hilft, Menschenleben zu retten.

Wir alle wünschen uns endlich wieder Normalität. Und es gibt so manches, auf das wir uns 2021 freuen können. Auf unbeschwerte Begegnungen, mit Musik und Tanz. Auf Besuche von Theatern, Museen und Freizeiteinrichtungen. Auf packende Sportveranstaltungen mit Publikum. Und ausgelassene Freude – so wie in Chemnitz bei der Verkündung der Juryentscheidung zur Kulturhauptstadt.

Das alles wird schon bald wieder möglich sein. Aber klar ist auch: Es gibt noch keine Entwarnung. Es wird noch eine Weile dauern. Vor uns liegen die vielleicht härtesten Wochen dieser Corona-Pandemie. Am 11. Januar können wir nicht mit einer Normalisierung rechnen. Dazu sind die Infektionszahlen viel zu hoch.

Weltweit hat unsere Generation keine Erfahrung mit einer so dramatischen Pandemie. Deshalb scheint der eine oder die andere auf dem Weg zur Entspannung die Nerven zu verlieren. Aber diese Pandemie lässt sich nicht mit Hektik oder Hysterie beenden. Wir brauchen Geduld und Willensstärke. Deshalb lassen Sie uns weiter aufeinander achtgeben. Mit Abstand und Maske werden wir auch diese Zeit überstehen. Die überwiegende Mehrheit der Menschen macht mit, bringt Opfer für die Allgemeinheit, für die Gesellschaft. Mir kommt es darauf an, dass wir uns offen in die Augen schauen, vernünftig miteinander umgehen und gemeinsam das Beste für unsere sächsische Heimat erreichen.

Im neuen Jahr bringen wir viele wichtige Projekte auf den Weg. In den Kohlerevieren schaffen wir große Forschungszentren mit internationaler Strahlkraft. Dort, wo einst mit der Kohle Wohlstand erarbeitet wurde, sollen neue Perspektiven entstehen. Wir haben mit der Medizinerausbildung in Chemnitz begonnen und werden diese weiter stärken. Und wir werden den Ausbau der erneuerbaren Energie voranbringen - mit großer Entschlossenheit, wirtschaftlicher Vernunft und gemeinsam mit den Menschen vor Ort.

Es liegt an uns allen, an jedem von uns, wie es weitergeht. Lassen Sie uns zusammenhalten und unser Bestes geben. Für unsere Heimat, für Sachsen.

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