07.07.2022

Verleihung Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

>

Ministerpräsident Michael Kretschmer überreichte an insgesamt 12 Bürgerinnen und Bürger aus Sachsen den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Die Übergabe fand an zwei Terminen am 7. Juli und 9. Juli 2022 statt. Mit dieser Auszeichnung - verliehen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - werden Personen geehrt, die sich in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.  

Die Ordensträger

Prof. Dr.-Ing. Rafael Wertheim, Mannheim

Zwei Männer stehen vor einer Wand mit Fenstern.
Prof. Dr.-Ing. Rafael Wertheim erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Prof. Rafael Wertheim (80) macht sich über ein halbes Jahrhundert hinweg als Brückenbauer zwischen Deutschland und Israel außerordentlich verdient. Mit viel Leidenschaft bringt er sich für den Austausch der Menschen aus beiden Ländern in Politik, Wissenschaft, Kunst, Kultur und Sport ein und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung. So setzt er sich auch für die Vernetzung von Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft ein, warb erfolgreich für deutsch-israelische Städtepartnerschaften und organisierte zahlreiche Jugendaustauschprogramme. Sein berufliches Wirken führte Prof. Rafael Wertheim, der ein international geschätzter und anerkannter Experte auf seinem Gebiet ist, 2009 nach Chemnitz ans Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik. Auch in Sachsen engagiert er sich weiter konsequent und unermüdlich für den Aufbau und die Pflege von sozialen, politischen, technischen und wissenschaftlichen Beziehungen ein. Es war und ist ihm ein wichtiges Anliegen, für ein traditionsbewusstes, pluralistisches und weltoffenes Judentum zu stehen.

Friedrich Zempel, Freital

Zwei Männer stehen vor einer Wand mit Fenstern.
Friedrich Zempel erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Friedrich Zempel (77) leistete mit seinem langjährigen, ehrenamtlichen Engagement für die Vertriebenen und Spätaussiedler Herausragendes. So rief er 2010 den Verein »Erinnerung und Begegnung e. V.« ins Leben. Ziel des Vereins ist es, durch Zeitzeugenberichte und Exponate die Geschichte von Flucht und Vertreibung der nächsten Generation nahezubringen. Seit 2010/2011 organisiert der Verein auch landesweite Kulturprojekte des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler. Daneben ist er Mitgründer und Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung »Erinnerung, Begegnung, Integration – Stiftung der Vertriebenen im Freistaat Sachsen« und warb das notwendige Stiftungskapital mit ein. Mit dieser Stiftung soll die Erinnerungsarbeit über die Generation der Heimatvertriebenen hinaus erhalten werden. Am Herzen liegt ihm auch das Haus der Heimat in Reichenbach/OL., das Museum und Begegnungsstätte zugleich ist. Schließlich unterstützt er die Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa. Mehrfach setzte er sich für Jugendprojekte ein, die es polnischen Jugendlichen ermöglichten, eine Ausbildung in Deutschland zu absolvieren.

Jutta Staudt, Auerbach

Ein Mann und eine Frau stehen vor einer Wand mit Fenstern.
Jutta Staudt erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Jutta Staudt (74) engagierte sich mehr als zwei Jahrzehnte lang ehrenamtlich in besonderer Weise im sozialen und familienpolitischen Bereich. So war sie 1994 als ehrenamtliches Gründungsmitglied maßgeblich am Aufbau des Deutschen Familienverbands e.V. im Vogtland beteiligt. Sie übernahm Verantwortung als Vorsitzende des Kreisverbands und viele Jahre auch als Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen. Sie war Ideengeberin und Motor bei der Organisation von verschiedenen Projekten wie Familientreffs und Familienräumen, Eltern-Kind-Kreisen, Familienbildungsveranstaltungen und Familienfreizeiten. Besonders wichtig war ihr die Förderung von Kindern im Vorschulalter – ob beim Kindersport oder der Musikerziehung. Auf ihre Initiative hin entstand zudem das Familienzentrum in Auerbach.

Renate Liebe, Dresden

Ein Mann und eine Frau stehen vor einer Wand mit Fenstern.
Renate Liebe erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Renate Liebe (69) engagiert sich ehrenamtlich und uneigennützig für Menschen mit Behinderungen. Seit mehr als 20 Jahren begleitet sie Selbsthilfegruppen für behinderte Menschen. Sie praktiziert Nächstenliebe und leistet gleichzeitig Hilfe zur Selbsthilfe. In der Kirchenbezirkssozialarbeit der Diakonie Dresden gehört sie seit 2009 zum Organisationsteam, das sich um Urlaub für behinderte Menschen und Begegnungstage kümmert. Außerdem berät und begleitet sie Menschen im Alltag sowie in den Freizeiten, organisiert Veranstaltungen, erledigt Einkäufe und geht mit behinderten Menschen spazieren. Seit etwa fünf Jahren unterstützt Renate Liebe zudem eine Selbsthilfegruppe bei monatlichen Gruppentreffen und Gruppennachmittagen. Neben der ehrenamtlichen Hilfe für andere Menschen pflegt und betreut sie seit mehr als fünf Jahrzehnten ihre schwerbehinderte Tochter sowie ihre schwerbehinderte Schwester. Renate Liebe ist eine stille Heldin, die um ihr beispielhaftes Engagement, mit dem sie zur Teilhabe behinderter Menschen am Leben beiträgt, kein Aufheben macht.

Prof. Dr. Willi Xylander, Görlitz

Zwei Männer stehen vor einer Wand mit Fenstern.
Prof. Dr. Willi Xylander erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Prof. Dr. Willi Xylander (66) setzt sich seit mehr als 25 Jahren in herausragender Weise für Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft ein. Unter seiner Leitung hat sich das heutige Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz von einem Landesmuseum zu einem national und international erfolgreichen Forschungsinstitut entwickelt. Darüber hinaus initiierte er eine Vielzahl von Sonderausstellungen, die aus Görlitz und Deutschland heraus auch international gezeigt wurden. Hervorzuheben ist außerdem sein vielseitiges Wirken für die Stadt Görlitz und deren Bürgerschaft: So war er Teil der Initiative zur Gründung der »Görlitzer Kinderakademie«. Die Veranstaltungsreihe ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule Zittau/Görlitz und des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz, welches Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren die Vielfalt der Wissenschaft nahebringt. Prof. Xylander wirkt auch als Präsident der Gesellschaft zur Verleihung des Internationalen Brückepreises der Europastadt Görlitz/Zgorzelec. Die deutsch-polnische Doppelstadt will mit ihrer Zusammenarbeit modellhaft europäisches Miteinander auf Augenhöhe vorleben und ehrt mit dem Internationalen Brückepreis Persönlichkeiten, die sich um die demokratische Entwicklung und Verständigung in Europa verdient gemacht haben.

Roderich Kreile, Dresden

Zwei Männer stehen vor einer Wand mit Fenstern.
Roderich Kreile erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Roderich Kreile (65) leitet seit 1997 den berühmten Dresdner Kreuzchor. Mit Beharrlichkeit, Empathie und Hingabe erarbeitete er in mehr als zwei Jahrzehnten mit den Kruzianern ein breit gefächertes Repertoire geistlicher und weltlicher Chorwerke der Musikgeschichte – und führte den Kreuzchor auf ein künstlerisch exzellentes Niveau. Zahlreiche Konzerttourneen im In- und Ausland unter seiner Leitung haben den Ruf des Kreuzchors als deutscher Kulturträger ersten Ranges gefestigt und das Ansehen Dresdens, Sachsens und Deutschlands in besonderer Weise gefördert. Roderich Kreile beschritt auch neue Wege, unter anderem mit der erfolgreichen Etablierung der Adventskonzerte im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion. Dabei genießen viele tausend Menschen die festliche Atmosphäre, wenn der Dresdner Kreuzchor gemeinsam mit den Dresdner Kapellknaben und Gästen aus aller Welt die Weihnachtsbotschaft hinaus ins Land tragen.

Andreas Huhn, Dresden

Zwei Männer stehen vor der deutschen und sächsischen Flagge.
Andreas Huhn erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Andreas Huhn (64) engagierte sich jahrzehntelang ehrenamtlich in der Feuerwehr und trieb die Weiterentwicklung des Brandschutzes mit Leidenschaft und Tatkraft voran. Neben seinem Einsatz- und Ausbildungsdienst engagierte er sich aktiv in der Verbandsarbeit der Feuerwehr und Jugendfeuerwehr. Er bekleidete über 20 Jahre verschiedene Funktionen der Jugendfeuerwehr auf Landes- und Bundesebene. Besonders am Herzen lag ihm dabei immer die Kinder- und Jugendarbeit in den Feuerwehren. Zum einen, um Nachwuchs zu gewinnen, aber stets auch um Kinder und Jugendliche zu fördern und für das für unsere Gesellschaft so wichtige ehrenamtliche Engagement zu begeistern. Ergänzt wurde seine Tätigkeit durch eine langjährige Ausbilder- und Wertungsrichtertätigkeit im sächsischen und insbesondere im Dresdner Feuerwehrsport.

Hanna Kämmer, Markranstädt

Ein Mann und eine Frau stehen vor drei Fahnen.
Hanna Kämmer erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Hanna Kämmer (86) hat sich um die Bewahrung, Pflege und Weitergabe der Heimatgeschichte verdient gemacht. Mit weiteren Mitstreitern baute sie in den 1990er Jahren das bis dahin fast 25 Jahre lang geschlossene Heimatmuseum in Markranstädt wieder auf und ist als dessen ehrenamtliche Leiterin tätig. Darüber hinaus leitet sie ehrenamtlich das Büro für Stadtgeschichte und engagiert sich als Stadthistorikerin. Mit ihren Aktivitäten verfolgt sie das Ziel, Bürgern, Interessierten und Besuchern der Stadt die Wahrnehmung des kulturellen Erbes der Region zu ermöglichen. Mit ihrer Tätigkeit für das Heimatmuseum, das Büro für Stadtgeschichte und ihrer Bildungsarbeit trägt sie zum Verständnis für Heimatgeschichte bei. Für ihren großen persönlichen Einsatz ist sie weit über die Grenzen Markranstädts bekannt und geschätzt.

Prof. Max Uhlig, Dresden

Zwei Männer stehen vor drei Fahnen.
Prof. Max Uhlig erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Prof. Max Uhlig (85) gehört als Maler, Zeichner und Grafiker zu den bedeutendsten Gegenwartskünstlern in Deutschland. Sein Wirken war und ist geprägt von außerordentlicher künstlerischer Schaffenskraft und Gemeinsinn. Über viele Jahrzehnte engagierte er sich für kulturelle Belange in der Öffentlichkeit. Auch durch seine großzügige Schenkung vieler Teile seines Lebenswerkes an die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen im Jahr 2018 trug er dazu bei, dass Sachsen und die Bundesrepublik als Ort freier zeitgenössischer Kunst weiter geprägt und weltweit wahrgenommen werden. In dem für Künstler schwierigen Umfeld der ehemaligen DDR hielt er konsequent an seiner eigenen künstlerischen Linie fest und beugte sich nicht den vorgegebenen ästhetischen und kulturpolitischen Richtlinien. Um seinen Prinzipien treu zu bleiben, bestritt er seinen Lebensunterhalt mit dem Druckerhandwerk. Mit der politischen Wende etablierte sich Max Uhlig als einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler des wiedervereinigten Deutschlands und der internationalen Kunstwelt. Als Teil des Gründerkreises der Sächsischen Akademie der Künste trug er maßgeblich dazu bei, die Freiheit der Kunst zu vertreten, zu fördern und wichtige künstlerische Leistungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Auseinandersetzung mit der klassischen Moderne, den Traditionslinien der Dresdner Kunst sowie der internationalen Kunst der Gegenwart entwickelte er auch als Professor an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden eine eigenständige künstlerische Position und prägte so mehrere Künstlergenerationen. 

Dr. Bernd Müller-Kaller, Stolpen

Zwei Männer stehen vor drei Fahnen.
Dr. Bernd Müller-Kaller erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Dr. Bernd Müller-Kaller (83) wird für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement für Verfolgte und Opfer des Kommunismus sowie für seinen Einsatz als Zeitzeuge zum Thema politische Haft in der ehemaligen DDR geehrt. 1983 wurde er selbst wegen eines Briefs mit kritischen Anmerkungen an einen Bischof von der Staatssicherheit wegen angeblicher Spionage verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. Durch die Friedliche Revolution und die Amnestie 1989 kam er frei und wurde rehabilitiert. Seit seiner Freilassung engagiert er sich in der Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. und war Mitbegründer des sächsischen Landesverbandes sowie viele Jahre dessen Vorsitzender. Jahrzehntelang engagierte er sich ehrenamtlich für ehemalige politische Häftlinge und die Aufarbeitung des DDR-Unrechts. Er unterstützte eine Vielzahl von Opfern der SED-Diktatur, war Ansprechpartner und Berater. Energisch trieb er die Gesetzgebungsverfahren zur Entschädigung der politisch Verfolgten mit voran. Durch seine Bücher hat er Schicksale des Unrechts dokumentiert und zudem in vielen Zeitzeugengesprächen und durch Vorträge in Schulen und Vereinen persönliche Einblicke in das Ausgeliefertsein und den Macht- und Überwachungsapparat gegeben.

Prof. Dr. med. Joachim Mössner, Leipzig

Zwei Männer stehen vor drei Fahnen.
Prof. Dr. med. Joachim Mössner erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.  © Pawel Sosnowski

Prof. Dr. med. Joachim Mössner (71) setzt sich seit mehreren Jahrzehnten in herausragender Weise für Wissenschaft und Medizin ein. Er ist eine international anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Prof. Mössner ist nicht nur ein hervorragender Arzt, Wissenschaftler und Referent, der sich vielfach ehrenamtlich für Medizin und Wissenschaft eingesetzt hat. Zugleich hat er durch sein beharrliches Wirken im Freistaat Sachsen wichtige Aufbauarbeit geleistet - insbesondere bei der Entwicklung der Medizinischen Fakultät Leipzig. Sein äußerst engagierter Einsatz galt zudem der Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der ärztlichen Fortbildung – unter anderem durch Vorträge auf mehr als 1000 Fachveranstaltungen und durch mehr als 400 Publikationen.

Prof. Dr. Dr. Alexander Hemprich, Leipzig

Zwei Männer stehen vor drei Fahnen.
Prof. Dr. Dr. Alexander Hemprich erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.   © Pawel Sosnowski

Prof. Dr. Dr. Alexander Hemprich (69) ist ein national und international hoch angesehener Experte auf dem Gebiet der Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Leipziger Klinik zu einem der erfolgreichsten Zentren Europas für die Behandlung dieser Fehlbildungen. Zudem engagierte er sich in verschiedenen Gremien und Fachgesellschaften – so war er mehrere Jahre Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichts-Chirurgie. Außerdem gehört er zu den Mitgründern der Deutsch-Vietnamesischen Gesellschaft zur Förderung der Medizin in Vietnam. Seit der Gründung der Gesellschaft im Jahr 1995 fliegt er mit Kolleginnen und Kollegen zweimal jährlich nach Vietnam, wo sie jeweils rund 150 Operationen auf dem Gebiet der Gesichtschirurgie ausführen und so humanitäre Hilfe leisten. Neben der Behandlung von Kindern mit Fehlbildungen bringt er mit seinem Team medizinisches Know-how ins Land, da die Operationen zugleich als Lehrstunden für vietnamesische Ärzte vor Ort dienen. Auch in Pakistan und auf den Philippinen operierte er bereits Patienten.

zurück zum Seitenanfang