12.07.2021

Vorstellung der Ergebnisse des Innovationsbeirat Sachsen

Ministerpräsident Michael Kretschmer informierte im Rahmen einer Pressekonferenz mit Katherina Reiche, Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, sowie mit dem Vorsitzenden des Beirates und langjährigen Präsidenten der TU München, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Herrmann, über die Ergebnisse der Beratungen der vierten Sitzung des Innovationsbeirates Sachsen.

Der von Ministerpräsident Michael Kretschmer ins Leben gerufene Innovationsbeirat Sachsen hat in einer zweitägigen Sitzung am Berzdorfer See über die Potentiale der sächsischen Wasserstoffwirtschaft für eine nachhaltige Strukturentwicklung in der Lausitz und dem Mitteldeutschen Revier beraten.

Ziel des Beirates ist es, Innovationspotentiale in Sachsen zu identifizieren und sowohl für die Menschen in den Regionen als auch für die Unternehmen vor Ort neue Zukunftsperspektiven zu eröffnen.

Sachsen will führender Wasserstoff-Standort in Europa werden

»MISSION SACHSEN 2038«

Im Rahmen der Beiratssitzung übergaben die Mitglieder des Innovationsbeirates zudem einen Empfehlungsbericht unter dem Titel »MISSION SACHSEN 2038« an die Sächsische Staatsregierung.

Der Bericht enthält insgesamt zehn Zukunftsmissionen für die Strukturentwicklung in Sachsen, um den Weg in ein postfossiles Zeitalter der Klimaneutralität erfolgreich zu beschreiten, neue wertschöpfungsintensive und produktive Wachstumspfade zu definieren und weitere Innovationskräfte im Freistaat freizusetzen.

Im Zuge der Strukturentwicklung soll Sachsen weiterhin eine vitale Energieregion bleiben und bestehende mit neuer Wertschöpfung verknüpfen. Hierfür soll zukünftig die Stromerzeugung sowie die Wärme- und Kälteversorgung zu 100 Prozent erneuerbar aus regionalen Kraftwerksstandorten im Zusammenspiel mit dezentralen Systemen der Erzeugung und Versorgung gewährleistet werden.

Durch eine Kombination von EE-Erzeugungsanlagen und neuen Technologien im Sinne einer Energieumwandlung sollen innovative Technologieergänzungen und eine Technologieführerschaft realisiert werden, die die Basis für die Transformation des Energieversorgungssystems darstellen und die Kopplung zu neuen regionalen Wertschöpfungsketten ermöglichen. Dazu sollen regionale Leuchtturmprojekte identifiziert und umgesetzt werden.

Der Freistaat gehört nach Einschätzung des Innovationsbeirates Sachsen zu den bundesweit ersten Adressen in Fragen der Wasserstoffforschung und -anwendung. Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Sachsen verfügen aus Sicht des Innovationsbeirates über das Potenzial, in Zusammenarbeit mit den im Freistaat ansässigen Schienenfahrzeugherstellern ihre Exzellenz im Bereich Wasserstoffforschung und -anwendung dazu nutzen, die erste emissionsfreie Straßenbahn in ganz Europa zu entwickeln (siehe Mission 9).

Darüber hinaus hat Mitteldeutschland aufgrund der bereits vorhandenen Wasserstoff-Pipeline, der enormen Mengen an regenerativem Strom und der großen Industrietradition ideale Voraussetzungen, um europäische Wasserstoff-Modellregion zu werden. Um das Potenzial der gesamten Region zu erschließen, empfiehlt der Innovationsbeirat Sachsen, einen komplementären Wasserstoff-Verbund zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt zu etablieren und sich hierfür an der alsbald zu erwartenden Bedarfs-/Machbarkeitsanalyse »Wasserstoffnetz Mitteldeutschland« zu orientieren.

Sachsen hat aus Sicht des Innovationsbeirates gute Voraussetzungen, sich zu einem deutschlandweit führenden Zentrum für zirkuläres Wirtschaften und Bioökonomie zu entwickeln. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Batterie-, Baustoff- und Phosphorrecycling, Leichtbau, Verpackungen und Wassersystemtechnologie.

Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Entwicklung neuer Materialien, Grundstoffe und Prozesstechnologien ebenso, wie auf der Produktion Sektor bezogener Komponenten, Anlagen, spezifischer Recycling- oder Aufbereitungs- sowie digitaler Technologien bis hin zur Nutzung von Abwärme und synergetisch vernetzter, klimaneutraler Energiebereitstellung.

Die Lausitz sollte nach dem Dafürhalten des Innovationsbeirates zu einer europäischen Modellregion entwickelt werden, in der die neusten Gesundheitstechnologien in Ausbildung, Lehre, Forschung und Praxis Anwendung finden. So sollten in der Lausitz künftig u.a. digitale Gesundheitstechnologien, insbesondere digitale medizinische Anwendungen für den ländlichen Raum, erforscht, entwickelt und in die Gesellschaft überführt werden.

Intelligente Wirkstoffentwicklung Aus Sicht des Innovationsbeirates verfügt Sachsen über das Potenzial, durch die Entwicklung innovativer KI-Methoden zum europaweit ersten akademischen Zentrum für Intelligente Wirkstoffentwicklung und weltweiten Vorreiter in der computergestützten Wirkstoffentwicklung und bei der Optimierung von biologischen Wirkstoffkandidaten (Proteinen, Antikörper, Vakzinen) aufzusteigen.

Sachsen vereint die Vorzüge einer hausragenden Region für die Entwicklung von Gesundheitstechnologien (BioSaxony) und eines bedeutenden Standortes für Mikro- und Nanoelektronik von europäischem Rang (SiliconSaxony) mit zahlreichen Elektronik-, Software- und Medizintechnikunternehmen.

Der Forschungs- und Fertigungsstandort Silicon Saxony ist Europas größtes und weltweit fünftgrößtes Mikroelektronikcluster, das in technologischer Hinsicht als eines der innovativsten IKT-Cluster weltweit gilt.

Um diese Spitzenstellung weiter zu festigen und auszubauen, empfiehlt der Innovationsbeirat der Staatsregierung, im Freistaat Sachsen ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Mirko - und Nanoelektronik der nächsten Generation zu etablieren.

Der Innovationsbeirat empfiehlt der Staatsregierung, im Freistaat Sachsen ein Innovationssystem zu etablieren, das durch Spitzenforschung in den Bereichen Mikrotechnologien, Nano- und Quantentechnologien sowie Künstliche Intelligenz (KI) die Zukunft des Gesundheitswesens weltweit prägen wird, indem zukünftige digitale Technologien für Diagnose, Therapie und telemedizinische Anwendungen erforscht, entwickelt und der Gesellschaft zugänglich gemacht werden.

Das Ziel einer emissionsfreien, intelligenten und multimodalen Mobilität der Zukunft hat vielfältige Facetten. Der Innovationsbeirat regt an, dass sich die Sächsische Staatsregierung folgenden Anwendungsfeldern verstärkt widmet: Aufbau von sicheren Datenräumen, u.a. für intelligente Verkehrssteuerung, Entwicklung von Chips der nächsten Generation (Quanten-/Next Generation Computing) zur Ermöglichung von Echtzeit-Verkehrssteuerung, Schaffung von Reallaboren, um vielversprechenden Technologien schneller zur Marktreife zu verhelfen sowie die Bereitstellung von Teststrecken für autonomes Fahren.

Der Leichtbau mit seinen technologischen Ansätzen für eine höhere Material- und Energieeffizienz kann einen signifikanten Beitrag zur Lösung der globalen Umwelt- und Klimaproblematik leisten. Aus diesem Grund bildet der Leichtbau und die Additive Fertigung für den Innovationsbeirat einen der wichtigsten Innovationstreiber für die prägenden sächsischen Wirtschaftssektoren des Fahrzeug-, Flugzeug-, Maschinen- und Anlagenbaus.

zurück zum Seitenanfang